Konferenz für den wissenschaftlichen Nachwuchs
Auf der Suche nach Sicherheit - Wahrnehmungen, Diskurse und Adaptionen von Sicherheit in der Weimarer Republik
Jena, 23.9. – 25.9.2021
Seminarraum 309, Carl-Zeiss-Str. 3
Was ist eigentlich Sicherheit? Und wie stellt man sie her? Im Vordergrund stand die Frage nach zeitgenössischen Wahrnehmungen von Sicherheit in der Weimarer Republik. Die Teilnehmer:innen diskutierten an möglichst spezifischen Einzelbeispielen die Erwartungen und konkreten Forderungen an staatliche Sicherheitsleistungen. Dazu wurde ein weiter Sicherheitsbegriff verwendet, der physische Sicherheit ebenso umfasst wie Sicherheit der Orientierung oder der Karriere.
Als ein Zeitalter der Sicherheit hat Stefan Zweig die Zeit vor dem Ersten Weltkrieg in seinen Memoiren rückblickend bezeichnet. Im Gegenteil dazu gilt die Weimarer Republik als alles andere als von Sicherheit gekennzeichnet.
Wie aber stellt ein Staat Sicherheit her? Welche Maßnahmen trifft er, welche Überlegungen leiten ihn, welche Akteure beschäftigen sich mit Sicherheit, welche Anforderungen und Erwartungen an Sicherheit trägt die Bevölkerung an den Staat heran? Was bleibt schließlich lediglich Bemühung und guter Wille, was erweist sich demgegenüber als funktionabel und effizient? Kann man Sicherheit überhaupt herstellen?
„Sicherheit“ verstanden wir im Rahmen dieses Workshops und geplanten Bandes nicht als etwas Absolutes. Man kann Sicherheit zwar etwa mit Kriminalitätsstatistiken operationalisieren. Sicherheit kann aber nicht objektiv oder absolut hergestellt werden, sondern ist immer an Fragen der (zeichen-)sprachlichen Vermittlung gebunden. Es geht bei unserer „Suche nach Sicherheit“ daher nicht zuletzt darum, die subjektive Auffassung von Sicherheit zu erkunden, also nach einem individuellen wie kollektiven Sicherheitsgefühl zu fragen.
Gefördert durch:
Programm
Donnerstag, 23.9.2021
14.15 Uhr: Begrüßung durch die Leiter der Forschungsstelle
Michael Dreyer/Andreas Braune (Jena)
14.30 Uhr: Einführung
Martin Platt (Köln/Potsdam)
15.00 Uhr: Sicherheits- und Unsicherheitsfaktoren in der Weimarer Republik – Impulsvorträge
Sicherheit nach dem „Großen Krieg“ – wer, vor wem, für wen, vor was? Vermessungen auf einem weiten Feld.
Christoph Jahr (Berlin)
Internationale Verunsicherung. Die Weimarer Republik in der Welt des Versailler Vertrags
Anna Karla (Köln)
16.00 Uhr: Kaffeepause
16.15 Uhr: Die Verunsicherung der Politik durch Gewalt
Schmähkulturen und Invektivität
Silke Fehlemann (Dresden)
Separatismus und Amnestie – Gerichtsbarkeit in Zeiten politischer Unsicherheit
Karin Trieloff (Berlin)
Gewählte Sicherheit: Jüdische Wahlempfehlungen 1932/33
Simon Sax (Bremen)
18.00 Uhr: Getränkepause
18.15 Uhr: Garant der Sicherheit? Sicherheitsdiskurse und Praktiken der Versicherheitlichung im Polizeiwesen
Sicherheitserwartungen an die Polizei in den ersten Jahren der Republik
Nadine Rossol (Colchester)
Wahrnehmung von Unruhe und Gewalt in der politischen Polizei Preußens 1929
Christian Dietrich (Frankfurt/O.)
Die Evolution von 1918/19. Kontinuitätserzählungen im Rahmen der preußischen Polizeireformen (1918-1926)
Moritz Herzog-Stamm (Duisburg-Essen)
20.30 Uhr: Abendessen Restauration – Stilbruch, Wagnergasse 1-3, 07743 Jena
Freitag, 24.9.2021
9.00 Uhr: Zäsur und Neubeginn: (Bürgerliche) Umorientierungen unter den Auspizien der Republik
Sicherheit und Religion in der Weimarer Republik
Jan-Martin Zollitsch (Berlin)
Von der Unsicherheit des Geschmacks: Wohnen und Einrichten in der Republik
Maren-Sophie Fünderich (Bielefeld)
Die Unsicherheit auf der Bühne: Skandale und Sicherheit im Theater
Sabrina Kanthak (München)
10.45 Uhr: Kaffeepause
11.00 Uhr: Die Unsicherheit des Neuen: Reformversuche und Zukunftsentwürfe
Akademische Hasardeurinnen? (Un-)Sicherheit in den Karrierewegen von Akademikerinnen
Andreas Neumann (Jena)
Die (un-)sichere Geburt: Hebammen und Entbindungshilfe 1918-1933
Sophia König (Leipzig)
Sicherheit hinter der Bühne. Die Anfänge eines Normalbetriebs des Theaters bei Friedrich Kranich
Halvard Schommartz (Berlin)
Unsichere Nerven. Neurasthenie und psychiatrische Unsicherheitsdiagnosen
Sarah-Christine Bernhardt (Mainz)
13.15 Uhr: Mittagessen
15.00 Uhr: Exkursion nach Weimar: Besuch des Hauses der Weimarer Republik
19.30 Uhr: Abendessen Weintanne, Jenergasse 13, 07743 Jena
Samstag, 25.9.2021
9.00 Uhr: Ein Paradoxon der Sicherheit? Die deutsche Revolution 1918/19
Unsicherheit des Augenblicks. Der 9. November 1918 am Berliner Schloss
Dominik Juhnke (Berlin)
Im Auge des Sturmes: Frauen in der Revolution
Clotilde Faas (Neuchâtel)
10.30 Uhr: Kaffeepause
10.45 Uhr: Verpuffte Sicherheit? Adel und Herrscherhäuser nach Krieg und Revolution
Das Haus Hannover
Gerrit Hollatz (Hannover)
Das Haus Wittelsbach
Nina Kreibig (Berlin)
11.45 Uhr: Kaffeepause
12.00 Uhr: Anfangsunsicherheiten der Republik: Mangelversorgung und die Unsicherheit des Alltäglichen
Kriegsbrot und Nahrungskrise in der Zeit der Republik-Gründung
Nina Régis (Straßburg)
Die Unsicherheit des täglichen Seins
Mary Elisabeth Cox (Wien)
Rezeptionsästhetische Sicherheit am Beispiel der Gastronomie
Florian Brückner (Stuttgart)
13.30 Uhr: Abschlussrunde
13.45 Uhr: Ende und Mittagsimbiss
Tagungsleitung/ Kontakt:
Martin Platt
Zeitraum: 23.09.2021 14:15 Uhr - 25.09.2021 13:45 Uhr