Konferenz für den wissenschaftlichen Nachwuchs
Bildung und Demokratie in der Weimarer Republik
Jena, 26.8. – 28.8.2020
Kleiner Rosensaal, Fürstengraben 27
Die Befreiung von der Herrschafts- und Gesellschaftsordnung des Kaiserreichs bedeutete auch für den Bildungsbereich eine große Chance des Aufbruchs. Der Optimismus bei Vielen war 1918/19 groß, dass nun eine Erneuerung des Bildungswesens in all seinen Bereichen möglich werde – auch im Lichte von Reformüberlegungen, die schon im Kaiserreich formuliert wurden, für deren breitere Umsetzung aber im Obrigkeitsstaat die Voraussetzungen fehlten. Der Schulkompromiss, wie ihn die Weimarer Verfassung formulierte, bildete hierfür eine wichtige Grundlage. Zwar sahen viele Reformer durch die Rücksichtnahme auf konfessionelle Bildungsträger schon ein Ausbremsen des Aufbruchs, doch bildete die staatliche Aufsicht über die Bildung weiterhin die Möglichkeit einer demokratischen Reform des Bildungswesens. Auch eine starke Orientierung an staatsbürgerlicher Bildung oder die Verankerung des Volkshochschulwesens in der neuen Verfassung signalisierten den Willen zum Aufbruch.
Ob und wie dieser genau ausgestaltet wurde, hing nicht zuletzt von den politischen Gegebenheiten in den einzelnen Ländern ab, in deren Zuständigkeit die Bildung damals wie heute bis auf wenige Ausnahmen (z.B. politische Bildung durch die Reichszentrale für Heimatdienst) fiel. Weitreichende Reformen setzten auch die Konfrontation mit traditionellen Bildungsträgern voraus, was besonders im Bereich der gleichermaßen struktur- wie wertkonservativen Hochschulen Erfolge erschwerte. In vielen Fällen entwickelten sich Universitäten vielmehr zu Gegnern der Republik und ihrer demokratischen Bildungspolitik. Trotzdem war republikanischen Bildungspolitikern klar, dass die dauerhafte Verankerung der Demokratie in Deutschland vor allem an einer demokratischen Modernisierung der Bildung hing, und vielerorts waren durchaus Erfolge zu verzeichnen. Dazu gehörte auch ein größeres Bewusstsein für die Bildungschancen von bislang benachteiligten Gruppen, wie etwa Kinder von Arbeitern und kleinen Angestellten oder Mädchen und Frauen. Auch aus der Gesellschaft heraus wuchs ein neues Verständnis von Bildung ‚im Volksstaat‘.
AUFGRUND DER GELTENDEN HYGIENEBESTIMMUNGEN IST EINE TEILNAHME OHNE VORTRAG NUR NACH ANMELDUNG UND NUR IN GERINGEM UMFANG MÖGLICH
Programm
Mittwoch, 26.8.2020
Bis 13:45 Uhr Anreise und Einchecken
13:45 – 14:00 Uhr Begrüßung (Michael Dreyer, Andreas Braune)
14:00 Eröffnungsvortrag
Karl Heinrich Pohl (Kiel)
Durch Bildung zu Demokratie und Sozialismus? Schulpolitik im „Sächsischen Projekt“ 1919-1923
14:30 – 16:00 Uhr: 1. Sitzung: Schulpolitik in den Ländern
Jannik Sachweh (Braunschweig)
Eine neue Schule für die Demokratie? Forschungsperspektiven zur Bildungspolitik im Freistaat Braunschweig 1918-1933
Anna Lehner (München)
Schulen und Lehrkräfte für die „Bayerische Ostmark“. Schulpolitik und Regierung im ländlichen Grenzraum der Weimarer Republik (1924-1933)
16:00 – 16:30 Uhr: Kaffeepause
16:30 – 18:30 Uhr: 2. Sitzung: Außerschulische politische Bildung
Bertram Triebel (Jena)
Erziehung zum Citoyen? Die Anfänge politischer Bildung im Kaiserreich
Christian Lübcke (Hamburg / Rostock)
Versuche einer Demokratisierung der Reichswehr durch staatsbürgerliche Unterrichtung in den Jahren 1919-1920
Pierre Schmuck (Freiburg)
Politische Bildung in der Weimarer Republik. Die Reichszentrale für Heimatdienst und die deutschen Volkshochschulen 1918–1933
19:00 Abendvortrag
Matthias Busch (Trier)
„Durch unser ganzes Erziehungssystem muß ein neuer Geist von Freiheit wehen“ –
Schülerselbstregierung und ihre Bedeutung für die Demokratisierung des Schulsystems in der Weimarer Republik
20:00 Uhr: gemeinsames Abendessen & Geselligkeit
Donnerstag, 27.8.2020
9:00 – 10:30 Uhr: 3. Sitzung: Arbeiterbildung
Gunnar Zimmermann (Hamburg)
Die Hamburger Arbeiter-Abiturientenkurse in den Jahren 1923 und 1927 – eine bildungspolitische Innovation mit Langzeitwirkung?
Anne Otto (Halle-Wittenberg)
Zwischen Demokratisierung und Rationalisierung. Arbeiterjugend und Begabung in der Weimarer Republik
10:30 – 11:00 Uhr: Kaffeepause
11:00 – 12:30 Uhr: 4. Sitzung: Bildungsarbeit als politische Arbeit
Lonny Seyferth (Potsdam)
Engagement der Torhorst-Schwestern im (Aus-)Bildungswesen der Weimarer Republik
Jule Ehms (Bochum)
Verknüpfung von Basisdemokratie und Bildung – das politische Bildungsangebot der FAUD
12:30 – 13:30 Uhr: Mittagspause
13:30 – 15:00 Uhr: 5. Sitzung: Kommunistische Bildungskonzepte
Rhena Stürmer (Frankfurt / Oder)
Politische Schulungsarbeit im Kaiserreich und der Weimarer Republik. Wandel und Kontinuität im Bildungsverständnis des linkskommunistischen Pädagogen Karl Schröder
Sebastian Engelmann (Tübingen)
Falsche Gleichheit – Edwin Hoernles Kritik an der sozialistischen Reformpädagogik
15:20 Uhr: Transfer nach Weimar
- Besuch der Ausstellung zur Nationalversammlung im Stadtmuseum Weimar (16:00)
- Besuch des Bauhaus-Museums Weimar (17:00)
- Besuch des Hauses der Weimarer Republik. Forum für Demokratie (ca. 18:00)
ab 20:00 Uhr: Abendessen & Geselligkeit
Freitag, 28.8.2020
9:00 – 11:00 Uhr: 6. Sitzung: Intellektuelle und politische Bildung
Soomin Shin (Wien)
„Kunst, auf die ein Volk blickt, verführt es nicht, sondern erzieht es.“ – Der Bildungserfolg des Volksverbandes für Filmkunst, 1928–1930
Péter Techet (Freiburg)
Politische Bildung als Voraussetzung für Kelsens Rechts- und Demokratielehre in der Ersten und der Weimarer Republik, 1920-1933
Tim Zumhof (Münster)
„Erziehung zur praktischen Politik“ – Helmut Plessners Vorschlag für eine Schule für politisches Denken, Staatskunst und Diplomatie im Kontext seiner frühen Schriften der 1920er und -30er Jahre
11:00 – 11:30 Uhr: Kaffeepause
11:30 – 13:00 Uhr: 7. Sitzung: Historische Bildung als Friedensarbeit?
Jonathan Voges (Hannover)
Völkerversöhnung und Geschichtsunterricht. Der Völkerbund als Gegenstand des Geschichtsunterrichts in der Weimarer Republik
Adrian Weiß (Leipzig)
Politischer Geschichtsunterricht und internationale Aussöhnung — Das Nachleben der kritischen Geschichtspädagogik in der frühen Bundesrepublik
ab 13:00 Uhr: Mittagsimbiss und Abreise
Tagungsleitung/ Kontakt:
Michael Dreyer Andreas Braune
Michael.dreyer@uni-jena.de andreas.braune@uni-jena.de
AUFGRUND DER GELTENDEN HYGIENEBESTIMMUNGEN IST EINE TEILNAHME OHNE VORTRAG NUR NACH ANMELDUNG UND NUR IN GERINGEM UMFANG MÖGLICH
Zeitraum: 26.08.2020 14:00 Uhr - 28.08.2020 13:00 Uhr