CfP Nachwuchstagung 2023: Modernisierung oder Beharrung? Gesellschaft und Politik in der Weimarer Republik

Call for Papers

Konferenz des Wissenschaftlichen Nachwuchs
12.-14. Oktober 2023

Der Weimarer Republik e.V. (www.weimarer-republik.net) und die Forschungsstelle Weimarer Republik an der Friedrich-Schiller-Universität Jena (www.weimarforschung.uni-jena.de) veranstalten zum achten Mal ihre Sommerkonferenz für den wissenschaftlichen Nachwuchs, in deren Rahmen laufende oder kürzlich abgeschlossene Forschungsarbeiten vorgestellt werden können.

In der öffentlichen Erinnerung gilt die Weimarer Republik bis heute als dynamisches Laboratorium der Moderne. Nach dem Wegfall politischer und gesellschaftlicher Hemmfaktoren des Kaiserreichs habe sich das Potential der „klassischen Moderne“ (Detlev Peukert) erst so recht entfalten können. Das Bauhaus und die „goldenen Zwanziger“ prägen nach wie vor das Bild von der großen Aufbruchstimmung der ersten deutschen Demokratie. Das galt nicht nur in der Architektur und Kultur, sondern in nahezu allen Gesellschaftsbereichen und sorgte für eine Vielzahl an Neuerungen und Innovationen. Zugleich – und das hat die Forschung der letzten Jahre entgegen der öffentlichen Wahrnehmung herausgearbeitet – blieben aber auch die Beharrungskräfte groß: so etwa die Milieubindung großer Teile der Gesellschaft, der Grad an Religiosität, die Bedeutung der kleinstädtischen und agrarischen Gesellschaft oder der Fortbestand traditioneller Geschlechterrollen. Teilweise schlugen diese Beharrungskräfte auch in anti-moderne und auch anti-demokratische Einstellungen und Reaktionen um. Umgekehrt machten sich aber auch anti-demokratische Kräfte bestimmte Aspekte der Modernisierung zunutze und inszenierten sich als die kommende, alles Tradierte überwindende Kraft.

Diese Dynamiken und Ambivalenzen von Modernisierung und Beharrung sollen auf der diesjährigen Tagung beleuchtet werden. Dabei fassen wir – auch angesichts unseres interdisziplinären Ansatzes – den Bereich möglicher Themen sehr breit. Natürlich beinhaltet das die ‚großen‘ gesellschaftspolitischen Themen der Zeit, etwa über die rechtliche, gesellschaftliche und familiäre Stellung der Frauen oder die Ausbildung einer Massenkultur in Sport und Unterhaltung. Es betrifft aber auch weniger sichtbare Teilbereiche wie die Stellung marginalisierter Gruppen und sexueller Minderheiten, die Entwicklung des Sozialstaates und des Sozialrechts sowie die politische Praxis von Verbänden, Parteien und Parlamenten, die sich erstmals in eine moderne repräsentative und Massendemokratie einfügten. Auch im politischen Denken, der Philosophie und insgesamt im politischen und intellektuellen Diskurs der Zeit schlug sich das Ringen um die Ausgestaltung der Moderne nieder. All diese und viele weitere gesellschaftliche und politische Teilbereiche kommen für Beiträge in Betracht.

Wie bei unseren Tagungen üblich, ist dabei eine doppelte Perspektiverweiterung möglich: Erstens betraf diese Modernisierungsdynamik mit ihren Gegen- und Abwehrkräften das ganze Europa der Zwischenkriegszeit, teilweise auch außereuropäische Länder und Regionen. Eine international vergleichende, transnationale oder transfergeschichtliche Perspektive auf die Zwischenkriegszeit ist daher sehr willkommen. Zweitens ist die Weimarer Republik nicht als isolierte historische Epoche zu betrachten. Nicht nur die Mehrzahl der Beharrungsfaktoren, sondern auch viele der Modernisierungskräfte haben ihren Ursprung im Kaiserreich. Und zugleich haben sie sehr spezifische Auswirkungen sowohl auf die Zeit des Nationalsozialismus und das Nachkriegsdeutschland in beiden deutschen Staaten. Auch eine solche Langsicht ist für die Konferenz von großem Interesse. Das gilt umso mehr, wenn die behandelten Dynamiken wichtige Faktoren für den Aufbau der Nachkriegsdemokratie in Deutschland darstellen.
Wir richten uns damit an Forschende im Grunde aller historisch arbeitenden Geistes- und Sozialwissenschaften und auch der Rechtswissenschaft, die mit ihren laufenden oder kürzlich abgeschlossenen Forschungsarbeiten (Habilitation, Dissertation, Master, Staatsexamen) einen Beitrag zu dieser Fragestellung und Perspektive leisten können und möchten.

Die Dokumentation der Beiträge in einem Tagungsband in der Reihe „Weimarer Schriften zur Republik“ ist vorgesehen.

Reichen Sie bitten einen kurzen thematischen Abstract (bis zu ca. 3000 Zeichen, inkl. Leerzeichen) und einen kurzen Lebenslauf ein.

Termin zur Einreichung der Abstracts: 10. August 2023
Termin der Konferenz: 12. bis 14. Oktober 2023
Ort der Tagung: Jena
Kosten: Reisekosten und Unterbringung werden vom Weimarer Republik e.V. und der Forschungsstelle Weimarer Republik getragen
Konferenzleitung: Michael Dreyer, Andreas Braune
Einreichung Vorschläge: andreas.braune@uni-jena.de

 

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